Andreas trägt Schuld an meinem Muskelkater ;-)  Und das kam so...

Die 80km von Erfurt nach Eisenach, die ich während der 3. Thüringer Gravel Night mitgefahren bin, haben mich inspiriert, die Thüringer Städtekette auch mal komplett abzufahren. Nicht in der Nacht, nein - am Tag. Nachts ist zwar schon spektakulär aber tagsüber kann man die Umgebung doch besser genießen. Dieser Weg zwischen Ronneburg bis Jena zum Beispiel, an der Weißen Elster entlang durchs Mühltal und den Zeitzgrund. Das ist schon genial. Aber beginnen wir von vorn...

Die Thüringer Städtekette ist ein ausgewiesener Fernradwanderweg zwischen Altenburg ganz im Osten bis Eisenach ganz im Westen Thüringens. Oder eben auch umgekehrt, auf jeden Fall 230km Natur und Urbanität quer durch unser schönes Bundesland. Nun, es würde ein langer Tag werden.
Der Wecker klingelt also um 3.
Um rechtzeitig in Altenburg zu sein, packe ich das Rad kurzerhand ins Auto und begebe mich zum Erfurter Bahnhof. Der Zug geht kurz nach halb 5 und so bin ich pünktlich halb 7 in Altenburg in den Track eingestiegen. Sonnenaufgang - Nebel liegt auf den Wiesen und bei frischen 10 °C nehme ich die ersten km unter die Reifen. Ich friere trotz Klamotten aber Schmölln ist schnell kassiert und in Ronneburg gibt es Frühstück an der Tanke.

Von Gera habe ich irgendwie gar nichts mitbekommen. Die Weiße Elster zieht mich so in Ihren Bann, dass ich verwundert die Treibstoff-Tanks an der Autobahnabfahrt A4 in Gera erblicke. Huch, wo ist die Stadt geblieben?
Bei Kursdorf beginnt das Mühltal. 7km herrliches Waldgebiet entlang der Rauda mit 8 alten Mühlen. Nach Hermsdorf geht es nahtlos über in den Zeitzgrund, weitere 11km feinster Graveltrack bis Stadtroda. Das Gelände fällt bis Jena stetig ab und so lasse ich das Rad laufen. Die Querrinnen nehme ich übermütig im Flug. Bremsen, springen, bremsen, wieder springen, bremsen - huch, ein Fußgänger - boah was der schimpft - war knapp aber ok aus meiner Sicht.   

In Jena sind die ersten 100km im Sack und der dritte Anstieg des Tages wartet. Aber erst ist Halbzeit - Fritten bei "Fritz Mitte" und ein Milchshake mit Cola bei Burger King in Mellingen, dann kann der Nachmittag kommen.
Weimar erreiche ich durchs malerische Ilmtal. 6km feinstes Parkgeläuf wird in Weimar durch böse Pflasterstraße abgelöst. Egal, Augen zu und durch, bis Erfurt ist es nicht mehr weit. Dort steht mein Auto doch den Gedanken daran schiebe ich schnell beiseite. Das Roadbook auf der Oberrohrtasche weist eindeutig Eisenach als Ziel aus. Die kleine Liste mit kurzen Zielen ist gut für den Kopf und wie ich finde, fast wichtiger als gute Beine.
Hinter Erfurt ist mir das Gelände bestens bekannt und der Weg durchs Thüringer Burgenland wie immer vom Gegenwind geprägt. Nach Gotha hin steigt das Gelände langsam aber stetig wieder an und erreicht auf dem Boxberg den Tourhöhepunkt mit 365m.

Gravelpassagen und Radwege wechseln sich ab und nach Sättelstädt folgen die letzten Wellen bis Eisenach rein. Die Sonne neigt sich zum Schlafengehen.

Rotztütenkaputt aber glücklich kommen Nudeln und Bier im Eisenacher Bahnhof gerade recht. Das Tagesticket reicht noch bis Erfurt, wo ich mein Auto abhole, nachhause fahre, dusche und ins Bett falle.

Ob das krank ist, am Tag 230km durch Thüringen zu radeln? Auf jeden Fall. Ob es sich lohnt? Absolut.
Und ja, es ist eine sportliche Herausforderung und um alles zu sehen und zu genießen, braucht man mehr Zeit.

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